Divertikulitis – eine Diagnose, die ein Leben verändern oder sogar zerstören kann.
Mir wurde diese Diagnose gestellt. Jedoch fälschlicherweise, und das möchte ich dir heute erzählen. Ich finde es unfassbar, und damit wird auch wieder klar, dass nicht alle Ärzte Götter in weiß sind.
Zuerst möchte dir diese Krankheit etwas näher erklären. Wikipedia sagt dazu:
Die Divertikulitis ist eine Erkrankung des Dickdarmes, bei der sich in Ausstülpungen der Schleimhaut eine Entzündung bildet. Das gehäufte Vorkommen solcher Ausstülpungen heißt Divertikulose und stellt die Vorstufe der Divertikulitis dar.
Die Divertikelbildung im Dickdarm ist in westlichen Industrieländern häufig. Ihre Häufigkeit nimmt mit steigendem Alter zu. Bei unter 40-Jährigen ist sie selten, bei 60-Jährigen findet man sie zu ca. 30 Prozent und bei 85-Jährigen zu ca. 65 Prozent. Etwa 12 bis 25 Prozent aller Menschen, deren Darm Divertikel ausgebildet hat, erkranken an einer Divertikulitis.
Risikofaktoren
…sind ballaststoffarme Kost sowie mangelnde körperliche Aktivität bzw. Adipositas (Übergewicht). Auch der vermehrte Verzehr von rotem (speziell unverarbeitetem) Fleisch erhöht das Risiko. Eine vegetarische Ernährung senkt das Risiko an Divertikulitis zu erkranken signifikant. Daneben gelten auch Rauchen und nichtsteroidale Antirheumatika als Risikofaktoren.
Entstehung
Da Divertikel kotgefüllt sind, kann es durch Eindickung des Divertikelinhalts zur Entwicklung von sogenannten Kotsteinen kommen. Diese können zu Drucknekrosen der Schleimhaut im Divertikel führen, was wiederum Entzündungen der Divertikelschleimhaut zur Folge hat.
Die Entzündung greift auf die Umgebung über, so dass es je nach Ausbreitungsrichtung zu Eiteransammlungen im Fettgewebe oder zum Übergreifen auf umliegende Organe kommen kann. So können Fistelbildungen des Dickdarms mit anderen Darmregionen, der Harnblase oder auch der Scheide entstehen. Bei rasanter Geschwindigkeit des Entzündungsprozesses, wie es bei sehr alten Personen oder bei mit entzündungshemmenden Medikamenten behandelten Patienten der Fall sein kann, resultiert eine akut lebensbedrohliche, freie Bauchfellentzündung.
Bei langandauernden Verläufen kann die entzündungsbedingte Verdickung der Darmwand die komplette Störung der Darmpassage zur Folge haben, was als Darmverschluss (Ileus) bezeichnet wird.
Symptome und Diagnostik
An Symptomen besteht ein plötzlich auftretender Schmerz über dem betroffenen Darmabschnitt am häufigsten im linken Unterbauch (deshalb auch Linksseiten-Appendizitis) oft mit Ausstrahlung in den Rücken und mit einer auf diesen Bereich begrenzten Peritonitis. Daneben sind häufige Symptome Fieber, Übelkeit, Erbrechen, eine Veränderung des Stuhlverhaltens von Durchfall bis Verstopfung mit Eiter und Schleim im Stuhl und Schwierigkeiten beim Wasserlassen. In den Laborwerten fallen eine Erhöhung des CRPs und der Leukozyten auf. Teilweise kann bei der Untersuchung des Bauches des Betroffenen ein walzenförmiger Tumor (Tumor im Sinne einer raumfordernden Geschwulst) getastet werden. Die weitere Diagnostik erfolgt u. a. mit dem Ultraschall und einer CT-Untersuchung des Bauches. Im Intervall sollte auch eine Darmspiegelung erfolgen, um andere – insbesondere bösartige – Erkrankungen auszuschließen.
Der Darm ist ja auch das 2.Gehirn, und ein sehr wichtiges Organ.
So, meine Geschichte dazu:
Ich war am Dienstag vor Ostern auf dem Friedhof und habe ein Grab neu bepflanzt.
Danach im Auto bekam ich heftige Schmerzen im linken Unterbauch. Ich dachte mir erst einmal nichts dabei. Vielleicht habe ich mich gerade falsch bewegt oder gebückt oder was auch immer. Als es aber in den nächsten Tagen nicht besser wurde, ging ich zum Arzt. Erst einmal zum Frauenarzt, weil ich vermutete, dass es damit zusammen hängen könnte.
Als ich in einem Ärztezentrum mein Anliegen einer jungen Frau mitteilte, wurde ich abgewiesen. Aufgrund Corona ist nur ein Arzt von 5 anwesend. Aha. Und jetzt?
Ich entschied mich zu meinem Hausarzt zu gehen. Zum Glück hatte ich seit Kurzem überhaupt einen Hausarzt. Denn ich bin ja erst umgezogen, und benötige eigentlich keinen Arzt; außer zur jährlichen Blutkontrolle.
Mein Hausarzt praktiziert in einer Praxisgemeinschaft, und war nicht anwesend. Am Nachmittag ist er wieder da, ich könnte zu seinem Kollegen. Ok. Super. Ich wartete also mit Schmerzen im Wartezimmer. Sitzen konnte ich nicht, da die Schmerzen so schlimmer wurden.
Als ich im Patientenzimmer war, und der Arzt mich untersuchte, stellte er relativ schnell fest, dass ich Divertikulitis hatte, und verschrieb mir ein Antibiotikum. Ich sagte, dass ich ungern ein Antibiotikum nehmen möchte, denn das zerstört das ganze Immunsystem. Er sagte, dass das nicht stimmt, und nannte mir auch kein Probiotikum.
Sicherlich zerstört ein Antibiotikum das Immunsystem, denn es zerstört nicht nur die schlechten, sondern auch die guten Bakterien. Er schwieg. Hm.
Er hatte also meinen Bauch abgetastet und mein Alter in Betracht gezogen (sagte er. Wobei ich für Divertikulitis eigentlich zu jung bin). Ich fragte, ob er einfach so diese Diagnose stellen kann. Er fühlte sich etwas angegriffen, und sagte, dass er auch Erfahrung als Arzt mitbringt. Klar, ich wollte sein Fachwissen nicht untergraben. Mir wäre es aber ganz lieb, wenn wir noch ein Ultraschall und so machen könnten. Er sagte, dass ein Ultraschall keine Divertikulitis darstellen kann, das kann nur ein CT. Aber wir können ein Ultraschall machen, und auch gerne eine Blutabnahme. Prima. Ultraschall war alles in Ordnung. Die Ergebnisse zur Blutabnahme erfolgt am Nachmittag, da ist dann auch mein Hausarzt da, und ich kann Weiteres mit ihm besprechen, wie z.B. ob ich das Antibiotikum 7 oder 10 Tage nehmen soll, je nach Entzündungswerten.
Ich nahm das Rezept und gab den Namen des Antibiotikums im Internet ein: Ciprofloxacin 500mg. Oh je. Schreck lass nach. Sicherlich haben alle Medikamente Nebenwirkungen. Und als ich früher Medikamente einnahm, las ich mir auch nie die Beipackzettel durch. Aber dieses Mal. Ich hatte Angst. Der Arzt hat mir so sehr Angst gemacht. Er sagte, dass die Divertikel platzen können, dann muss ich ins Krankenhaus, dann kommt es vielleicht zu einer Operation und einem künstlichen Darmausgang. Mir schwirrte der Kopf, nicht nur von den Schmerzen, sondern auch von dem Gesagten. Ich hatte keine Übelkeit, kein Erbrechen, kein Durchfall oder Verstopfung, kein Fieber. Wie kann das sein?
Ja, es gibt verschiedene medizinische Eingrenzungen, die man vornehmen kann, wenn man Schmerzen im unteren linken Bauch hat. Doch hätte es auch die Niere sein können (gut, es wurde auch der Urin abgenommen (NACH DER DIAGNOSE) – der war in Ordnung. Doch auch Probleme mit z.B. den Eierstöcke oder der Gebärmutter oder ein Leistenbruch wäre möglich gewesen…
Hätte ich klar denken können, also wäre ich frei von diesen starken Schmerzen gewesen, hätte ich Folgendes nicht getan: Ich nahm eine Tablette von dem Antibiotikum ein. Ich dachte: Naja, lieber Antibiotikum als etwaiger Darmausgang. Ich und ein Darmausgang? Niemals. Lieber sterbe ich. Darmausgang…das habe ich alles bei einer anderen Person letztes Jahr miterlebt. Doch ich bin doch Veganerin. Das kann doch nicht sein. Oh je, wenn die Divertikel platzen…all das schwirrte in meinem Kopf. Und dann wurde ich sehr müde und die Nebenwirkungen begannen.
Durch die Einnahme von Ciprofloxacin sind verschiedene Nebenwirkungen möglich, unter anderem zum Beispiel:
- chronische Schmerzen
- Beschwerden durch Nervenschädigungen, wie Nervenschmerzen oder Missempfinden
- Beschwerden im Bereich der Sehnen, Muskeln oder Gelenke, wie Schwellungen, Schmerzen oder Sehnenabrisse
- Erschöpfung
- Benommenheit
- Schwindel
- verlangsamter Herzschlag
- Krampfanfälle
- Angstattacken
- Psychosen
Insbesondere bei Anzeichen von Nervenschäden sollte man die Einnahme von Ciprofloxacin abbrechen. So empfiehlt es auch der Beipackzettel. Andernfalls riskiert man, dass die Schäden unter Umständen dauerhaft fortbestehen. Allerdings verschwinden die Beschwerden nach dem Absetzen nicht immer. Einigen Ärzten scheint das Spektrum an schwerwiegenden Nebenwirkungen jedoch nicht bewusst zu sein.
Denn es gibt Fälle, in denen Betroffene bereits länger als ein Jahr unter den Folgen der Medikamenteneinnahme leiden. Möglicherweise werden manche sogar für immer damit leben müssen. Die anhaltenden Beschwerden erschweren es unter Umständen auch, den Alltag wie gewohnt zu bewältigen.
Sogar die Tagesthemen haben vor diesem Antibiotikum gewarnt.
Am Nachmittag rief ich dann in der Praxis an, um meine Blutwerte abzufragen und mit meinem Hausarzt zu sprechen. Die Blutwerte waren top, keine Entzündungswerte. Waaaaaas? Und ich nahm dieses schreckliche Antibiotikum ein? Ich hätte es 2x am Tag nehmen müssen. Das nächste Mal am Abend. Mein Arzt meinte, ich brauche das nicht einzunehmen, und kann es jetzt auch weg lassen… Weil ich erzählte, was ich darüber im Internet gelesen hatte. Er sagte, er hätte ein anderes Antibiotikum bei Divertikulitis aufgeschrieben. Und das würde er mir auch als Rezept noch über die Ostertage geben wollen, falls es doch noch schlimmer werden sollte. Ok. Von mir aus.
Hm. Ich telefonierte dann noch, um einen Termin bei einer Frauenärztin zu bekommen. In Zeiten von Corona und so kurz vor Ostern in einer Kleinstadt nicht einfach. Doch es glückte mir.
Die Untersuchung ergab erst einmal: nichts Schlimmes. Puh. Ok. Danke. Dachte ich mir.
Als ich dann zu Hause zur Ruhe kam, machte mich jemand darauf aufmerksam, dass die Schmerzen doch vom Rücken kommen könnten. Ich habe ja eh Schrauben im Rücken, wie ich ja bereits schon mehrmals in meinen Blogbeiträgen und Podcast-Episoden erwähnt hatte. Ich befasste mich dann damit mehr, und ja, die Schmerzen rührten vom Rücken. Ich war doch auf dem Friedhof. Danach begannen die Schmerzen. Ich saß nämlich in der Hocke, so etwas nach hinten, so dass ich gut das Grab bepflanzen konnte. Derweil drückte mein Hosenbund ein, was ich aber bewusst nicht als so schlimm empfand. Doch das kann die Nerven am Rücken beeinträchtigen, und auch die Organe.
ERGO: Enge Kleidung kann schwerwiegende Folgen haben. Nicht, dass du Organe oder Nerven damit beschädigen kannst, du kannst auch eine Falsch-Diagnose erhalten, bei der du eigentlich verbotenes Antibiotikum einnimmst, schwerwiegende Nebenwirkungen in Kauf nehmen musst, und vielleicht dadurch nicht mehr arbeiten und wirklich leben kannst.
Ich war und bin geschockt, wie schnell man doch eine Diagnose erhält, ein Antibiotikum wie Gummibärchen aufgeschrieben bekommt und wie schnell man doch abgefertigt wird (obwohl das Wartezimmer leer war. Sicherlich ist mir auch klar, dass ein Arzt in etwa nur 7 Minuten für einen Patienten Zeit hat, doch …naja.
Nach Ostern rief ich in der Praxis an, und besprach das mit meinem Hausarzt. Sein Kollege, der die Diagnose gestellt hatte, war nicht anwesend. Ergebnis: Mein Hausarzt freute sich, dass es mir gut geht. Ich diskutierte kurz mit ihm, merkte aber, dass es keinen Sinn ergibt.
So, ich hoffe, ich konnte dir mit meiner Erfahrung weiterhelfen. Veganerinnen und Veganer leiden so gut wie nie unter diesen Krankheiten wie Divertikulitis. Ich esse und trinke gesund, ausgewogen Ballaststoffe, keine tierischen Produkte und bewege mich regelmäßig. Außerdem liege ich mit meinem Alter nicht in der Risikogruppe. Das, was mir weh tat, war wohl ein Hämatom, ein Bluterguss.
In diesem Sinne…bleibe oder werde gesund.